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Das bekrönte Haupt des Afrikaners im Landkreiswappen geht auf die Freisinger Bischöfe im 13. Jahrhundert zurück

Im Jahr 1954 gab sich der Landkreis Freising ein Wappen. Die damals Verantwortlichen besannen sich auf die Geschichte und kombinierten die silberne Rose der Grafen von Moosburg mit dem alten Herrschaftszeichen der Freisinger Bischöfe. Schließlich umfasst der Landkreis Freising Gebiete des früheren Landgerichts Moosburg und das Kernstück des ehemaligen geistlichen Fürstentums Freising. Dieses führte seit 1284 in seinem Wappen das Haupt eines bekrönten Afrikaners, der keine historische oder literarische Figur darstellt. Es ist nicht überliefert, warum die Bischöfe ausgerechnet dieses Motiv wählten. Als „Freisinger Mohr“ ging er in die Geschichte ein.

 

Mohr ist eine neutrale Herkunftsbezeichnung

Das Substantiv Mohr geht auf das althochdeutsche Wort „mōr“ zurück, das sich wiederum an das lateinische „maurus“ anlehnt. Maurus war bei den Römern der Bewohner des antiken Mauretaniens, das im heutigen Marokko lag. Maurus oder mauri wurde schließlich zur neutralen Herkunftsbezeichnung für alle Menschen Nordafrikas.

 

Die moderne Rassismusforschung leitet die Titulierung Mohr vom lateinischen mōrus (dumm, töricht) her. Dieses Adjektiv ist dem Griechischen mwϱwς entlehnt und kommt aus der altlateinischen Theatersprache des römischen Komödiendichters Plautus. Seine Werke wurden nach der Antike nahezu vergessen und erst im 15. Jahrhundert wiederentdeckt. Zu dieser Zeit hatte sich das Wort Mohr im deutschen Sprachraum längst verbreitet. Eine prinzipiell rassistische Denotation des Begriffes Mohr erscheint daher wissenschaftlich fragwürdig.

 

Bekröntes Mohrenhaupt: Ausdruck fürstlicher Souveränität

Das Wappen des Landkreises Freising hat einen gespaltenen Schild. Auf der heraldisch rechten Seite ist ein rot gekrönter Afrikaner mit rotem Ohrring dargestellt. Die Gestalt ist dem Herrschaftswappen des Hochstifts Freising entnommen. Mit einem bekrönten Mohrenhaupt drückten seit dem späten 13. Jahrhundert die Freisinger Bischöfe ihre fürstliche Souveränität aus: Nur der Mohr konnte den Freisinger Bischof als weltlichen Fürsten angemessen repräsentieren.

 

Wappen entstanden bereits im 12. Jahrhundert. Adel, Kirche und Bürgertum wollten durch ein Signet wiedererkannt und legitimiert werden, das Sympathie, Aufmerksamkeit aber auch Anerkennung erheischt. Diese Aufgabe erfüllen heute unter anderem Logos. Keinem Wappenträger ist und war daran gelegen, sich mit einer Darstellung zu präsentieren, die er selber verachtet oder in der Öffentlichkeit geringgeschätzt wird. Aus diesem Grund sind Wappen seit jeher als Medien für rassistische Propaganda ungeeignet. Der Mohr im Freisinger Hochstiftswappen und sein Nachfahre im Wappen des Landkreises Freising sind deshalb keine „rassistische Stereotype“, sondern ein Zeichen der Wertschätzung. Der Landkreis Freising identifiziert sich mit dem Afrikaner in seinem Wappen und will von der Öffentlichkeit durch dieses Motiv identifiziert werden.

 

Von Bernd Feiler, Kultur und Heimatpflege

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