Das Stalag VII A war eines der größten Kriegsgefangenenlager des ehemaligen Deutschen Reichs. Nur noch Reste erinnern in Moosburg an diese Zeit. Im Sommer kam im Landratsamt eine Projektgruppe zusammen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Überreste dieses historischen Erbes zu bewahren und gleichzeitig die bereits erbrachte Erforschung und Dokumentation der Geschichte des Gefangenenlagers bestmöglich darzustellen. Auf Anregung von Kreisheimatpfleger Dr. Bernd Feiler holte man sich jetzt für das eigene Projekt Tipps und Anregungen beim Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V.“, dem es mit der Verwandlung eines ehemaligen Badehauses in einen Erinnerungsort gelungen ist, auf eindringliche Art und Weise von Krieg und Frieden, Zerstörung und Wiederaufbau, Ende und Neuanfang zu erzählen. Für das Ansinnen der Stalag-Projektgruppe quasi ein „Best-Practice-Beispiel“, wie es Landrat Helmut Petz nannte.
Empfangen wurde die Delegation aus dem Landkreis Freising vorm Badehaus in Waldram von Museumsleiterin Dr. Sybille Krafft, die dem Projekt der Gäste ein gutes Gelingen prophezeite. Immerhin war man unter anderem mit Landrat Helmut Petz, Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger und dem ehemaligen Bürgermeister Moosburgs und jetzigen Vorsitzenden des Heimatvereins, Anton Neumaier, in den Münchner Süden gereist. „Unser Landrat war erst einmal da“, berichtete Krafft. Überhaupt ließen die Berichte der Historikerin und Fernsehjournalistin darauf schließen, dass die Realisierung des Projekts „Badehaus“ ein Gewaltakt war, dem unter anderem viel Überzeugungsarbeit an offiziellen Stellen und noch mehr ehrenamtliches Engagement vorausgegangen waren. Vor allem letzteres hielt und hält das Projekt am Laufen – auch in Zeiten von Corona. Damit ist es den Ehrenamtlichen rund um Dr. Sybille Krafft gelungen, die spannende Geschichte rund ums Badehaus vor dem Vergessen zu bewahren.
Ursprünglich wurde das Gebäude 1940/41 inmitten einer Siedlung für Rüstungsarbeiter als Badehaus für Männer errichtet. Nach dem Krieg fanden hier vorübergehend jüdische „Displaced Persons“, darunter viele schwer traumatisierte Holocaust-Überlebende, und nach der Übernahme durch die Erzdiözese erst katholische Heimatvertriebene und schließlich Lehrer und Schüler ein Dach über dem Kopf.
Mit Hilfe multimedialer Mittel und vieler originaler Gegenstände wird die vielfältige Geschichte von Menschen am Leben erhalten, die Schreckliches durchgemacht und dennoch nicht aufgegeben haben. „Aus der Vergangenheit für die Zukunft“ ist deshalb das tragende Motto der Homepage des Trägervereins.
Und damit auch das Badehaus eine Zukunft hat, braucht es neben Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Eintrittsgeldern und Mieteinnahmen auch Unterstützer und Förderer. Solche legte die Museumsleiterin auch der Freisinger Delegation ans Herz. Und während sich der Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V.“ selbst lediglich zwei Buftis, eine Putzhilfe und im Winter einen Schneedienst leistet, empfahl Dr. Krafft den Gästen für das Stalag-Projekt eine fest angestellte Kraft. Es müsse eine faire Grundlage geschaffen werden, dann könne das Ehrenamt darauf aufbauen. Als „Königsweg“ bezeichnete sie eine institutionelle Basisfinanzierung und Projektgelder „on top“.
Vertreter des Landratsamts, des Stalagvereins und der Stadt Moosburg werden weiterhin an der Realisierung eines Stalag-Erinnerungsorts arbeiten. Viele gute Ideen dafür konnten im Badehaus gesammelt werden. „Das Haus ist hervorragend, die Pädagogik 1a“, lobte beispielsweise Anton Neumaier. In einem nächsten Schritt muss laut Helmut Petz aber zunächst einmal geklärt werden, ob die Baracken in Moosburg von nationalem, oder vielleicht sogar internationalem Interesse sind.
Mehr Infos zum Badehaus unter Ort der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens. (erinnerungsort-badehaus.de), zu Stalag VII A unter Home - Stalag Moosburg e.V. (stalag-moosburg.de).
„Vor dem Badehaus“: Dr. Sybille Krafft erklärt den Gästen vorm Badehaus in Waldram die Siedlungsgeschichte.
Dr. Sybille Krafft führt die Freisinger Delegation durch die Ausstellung.