Schwere Unwetter haben sich am Nachmittag und Abend des 20. Juni verheerend auf den nördlichen Landkreis Freising ausgewirkt: Im Sturm umstürzende Bäume zerstörten Leitungen, einige trafen Menschen. Nicht nur der Raum Moosburg war flächendeckend ohne Strom, auch die Gemeinden Mauern, Langenbach, Wang, Gammelsdorf und Teile Nandlstadts waren bis in die Nacht hinein betroffen.
Es gab einen Toten, mehrere Verletzte und einen schwerverletzten Menschen. Nach einer vermissten Person wurde im Aquapark gesucht. Stundenlang setzte die Wasserwacht ihre Taucher und das Sonar an dem Weiher ein, bevor sie die Suche ergebnislos abbrechen musste.
„Den Angehörigen des Getöteten gilt unsere herzliche Anteilnahme, den Verletzten wünschen wir baldige Genesung“, äußert sich Landrat Helmut Petz erschüttert. In den betroffenen Gebieten war Kreisbrandrat (KBR) Manfred Danner als Örtlicher Einsatzleiter vor Ort – ebenso wie die Führungsgruppe Katastrophenschutz des Landratsamtes, um Einsätze zu koordinieren.
Besonders gefordert waren neben den Rettungsdiensten von BRK und Johannitern die Feuerwehren des Landkreises und das THW Freising. Bäume mussten von den Straßen geräumt, Altenheime und heimbeatmete Menschen mit Notstromaggregaten versorgt werden. Die Feuerwehren waren insgesamt über 300-mal im Einsatz, das THW mit neun Netzersatzanlagen 50-250kVA und etwa 80 Einsatzkräften noch bis fünf Uhr früh und erneut am Folgetag. „Ein ganz großes Problem ist es, wenn beatmete Menschen alleine zu Hause sind und durch den Stromausfall auch keinen Notruf absetzen können“, berichtet der KBR.
"Leuchtturmprojekt mit besetzten Feuerwehrhäusern hat sich bewährt"
„Was sich in dieser Nacht bewährt hat, ist das Leuchtturmprojekt“, so der Kreisbrandrat. Über Lautsprecherdurchsagen, Radio und WarnApp wurde der Bevölkerung mitgeteilt, dass sie sich an ihre Feuerwehrhäuser wenden und dort Hilfe erhalten könnten. Viele Menschen nahmen das Angebot wahr und kamen zu den notstromversorgten Anlaufstellen – mit ganz unterschiedlichen Anliegen. „Einige wollten ihre Medikamente kühlen, die bei den Temperaturen sonst schlecht geworden wären, andere wollten einen Notruf absetzen“, berichtet Danner.
Das relativ neue Projekt des Fachbeirats Katastrophenschutz solle in jedem Fall fortgeführt und noch ausgeweitet werden, so der KBR. „Wir stehen mit den Gemeinden deshalb im engen Austausch.“ So will sich der Landkreis für die Zukunft rüsten. „Unwetter gab es auch früher. Aber ihre Häufigkeit nimmt spürbar zu“, sagt Landrat Helmut Petz. „Auch deshalb ist es höchste Zeit, dem Klimawandel und seinen Folgen mit aller Kraft entgegenzuwirken.“
Die Stromausfälle dauerten bis in die Nacht an – bis 24 Uhr waren nach Instandsetzungsarbeiten der Stadtwerke nach und nach alle Gemeinden wieder versorgt. Als letztes erhielt Mauern gegen zwei Uhr wieder Strom. Die Unwetterschäden hatten auch zur Folge, dass der Bahnverkehr zwischen Freising und Landshut in der Nacht bis in den nächsten Tag brachlag.
Auch am Dienstag werden sich die Aufräumarbeiten durch die Einsatzkräfte noch lange hinziehen. Bei Schäden auf Privatgrund bittet das Landratsamt die Bürger darum, Aufräumarbeiten selbst zu organisieren.