Der Kreistag hat es in seiner konstituierenden Sitzung beschlossen, nun wird es bereits umgesetzt: Seit Anfang Juni führt der Landkreis Freising in Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Freising zur Vermeidung von Lärm- und Schadstoffbelastung e.V. Messungen zur Ultrafeinstaub-Belastung durch. „Corona hat den Flugverkehr am Flughafen München fast gänzlich zum Erliegen gebracht. Das ist eine historische Chance. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit dieser Maßnahme Werte aus der flugarmen Zeit ermitteln, um später eine Vergleichbarkeit herstellen zu können, wenn die Zahl von Flugbewegungen wieder ansteigt“, sagte Landrat Helmut Petz im Rahmen eines Pressegesprächs am 10. Juni in Massenhausen.
Genau das war das Ziel des Antrags von Kreisrat Benno Zierer, den der Kreistag mit großer Mehrheit befürwortet hatte. Die rechtliche Prüfung hatte ergeben, dass der Landkreis Freising als Träger kommunaler Einrichtungen für die Messung der Ultrafeinstaub-Belastung am Flughafen München und in seiner Umgebung zuständig ist. Einer Beauftragung des Bürgervereins Freising zur Vermeidung von Lärm- und Schadstoffbelastung e.V. oder eines Dienstleisters wie beispielsweise dem Helmholtz-Zentrum stand auch vergaberechtlich nichts im Wege.
Keine Messungen auf dem Flughafengelände
Damit war der Weg für die vom Kreistag in Auftrag gegebenen UFP-Messungen grundsätzlich geebnet. Da Messungen auf dem Flughafengelände der Einwilligung des Betreibers bedürfen, nahm Landrat Petz noch im Mai mit der Flughafen München Gesellschaft (FMG) Kontakt auf und bat darum, an den vom Flughafen selbst betriebenen Messstationen auf dem Gelände messen zu dürfen. Die FMG sah sich unter Hinweis auf grundsätzliche Bedenken jedoch nicht in der Lage, dieser Bitte zu entsprechen.
Kooperation mit Bürgerverein Freising und Helmholtz-Zentrum
Der Landrat hat deshalb den Bürgerverein Freising gebeten, im Namen des Landkreises Freising das Helmholtz-Zentrum mit der Durchführung wissenschaftlich belastbarer UFP-Messungen außerhalb des Flughafengeländes zu beauftragen. In Absprache mit den zuständigen Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums wurden Messungen in Massenhausen vereinbart, die seit Anfang Juni laufen. Zuvor hatte der Bürgerverein bereits selbst mit zwei baugleichen Messgeräten UFP-Messungen an anderen Stellen in der Umgebung des Flughafens durchgeführt. Inzwischen stehen fünf Messegräte zur Verfügung, sodass auch in Freising, im Freisinger Moos am Flughafen und in Eitting (Landkreis Erding) gemessen werden kann.
„Ich bin froh, dass ein Standort auch bei uns ist“, sagte Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier, in dessen Gemeindegebiet Massenhausen liegt. „Denn wir haben hier eine enorme Lärmbelastung.“ Heilmeier sprach dem Landrat seinen Dank dafür aus, „dass Sie den Antrag so beherzt angepackt haben“.
Landrat Petz sprach auch dem Bürgerverein Freising sowie dem Helmholtz-Zentrum seinen Dank aus. Der Bürgerverein kämpft seit 2013 dafür, diese Messungen durchzuführen und misst auch seit einigen Jahren selbst die Belastung mit ultrafeinen Partikeln. „Für uns ist das heute ein besonderer Tag, weil sich nun auch die Kommunen bereit erklärt haben, uns zu unterstützen“, sagte Dr. Reinhard Kendlbacher, der Vorsitzende des Vereins. Aus den bereits laufenden Messungen geht hervor, dass „der Flugverkehr einen Großteil der Belastungen verursacht“, so Landrat Petz. Während im Februar noch mehr als 53.000 Partikel pro Kubikzentimeter gemessen wurden, waren es Mitte April nur noch gut 7000.
Auftrag erfüllt – Ziel erreicht
„Der Auftrag des Kreistags des Landkreises Freising ist damit erfüllt“, betonte Landrat Petz. Das Ziel, Daten zur Belastung des Flughafenumfelds mit ultrafeinen Partikeln in der flugarmen Zeit zu erhalten, sei erreicht. Mit diesen Daten kann in einer Differenzbetrachtung zur UFP-Belastung bei wieder ansteigenden Flugbewegungen darauf geschlossen werden, welchen Anteil der Flugbetrieb an der UFP-Gesamtbelastung in der Nachbarschaft des Flughafens hat. Das liefert die fachliche Grundlage, um mit der FMG zum Schutz der umliegenden Kommunen über Maßnahmen zur Eindämmung der UFP-Belastung zu sprechen. Zur Sprache kam etwa der Vorschlag, die Flugzeuge nicht unter Geringlast der Düsen am Boden rollen zu lassen, sondern sie mit Elektrofahrzeugen zu schieben.