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Zeit zu handeln: Landkreis bereitet sich auf schlimmste Phase der Pandemie vor

Ein Lagebericht aus der Führungsgruppe Katastrophenschutz

 

Je länger eine Katastrophe dauert, desto weniger beindrucken Menschen Mahnungen. „Die Lage ist dramatisch“ oder „uns steht Schlimmes bevor“ wirken nicht mehr. Corona-Müdigkeit macht sich breit. Dramatisch ist die Lage dennoch, das hat schon der Fall vor wenigen Tagen gezeigt, als die Feuerwehr einen Corona-Patienten mit Blaulicht aus dem Landkreis Freising nach Südtirol bringen musste, weil in der gesamten Region kein Intensivbett mehr frei war.

 

Der Landkreis bereitet sich auf noch schlimmere Katastrophenszenarien vor. „Wir müssen beherzt vorgehen“, sagt Landrat Helmut Petz bei einem aktuellen Inzidenzwert von beinahe 500 im Landkreis. Seit 11. November gilt nun wieder der Katastrophenfall in Bayern, wieder einmal sind im Landkreis die Führungsgruppe Katastrophenschutz und ihre Fachberater der Medizin, Rettungsdienste, Polizei, Bundeswehr, Feuerwehr, Pflege, Schulen und des THW im Einsatz, um die Bevölkerung so gut wie möglich zu schützen.

 

Personalknappheit ist ein übermächtiges Problem

 

Wie lässt sich eine unterstützende Katastrophenversorgung für das Klinikum aufbauen? Die Personalknappheit ist ein übermächtiges Problem. Von Einrichtungen ist die Rede, in denen Patienten bloß Karten in rot, gelb, grün umgehängt werden, bevor sie weitertransportiert werden. Soweit ist es im Landkreis noch nicht. Planungen laufen auf Hochtouren, wie sich trotz fehlender Fachkräfte dennoch eine ausreichende Versorgung von Patienten organisieren lässt.

 

Alles wird hochgefahren. Die monatelang schwache Nachfrage nach Impfungen explodiert gerade. Empfehlungen zur Booster-Impfung ändern sich laufend, nun kommt die Drittimpfung für alle ab 18 Jahre. Das Impfzentrum Freising wird deshalb wieder sechs Tage die Woche impfen, die Außenstelle in Au wieder aktiviert. Termine sind über Wochen ausgebucht, hinzu kommt, dass etwa 30 Prozent der Impflinge im Impfzentrum aus anderen Landkreisen nach Freising strömen, da andernorts Impfzentren bereits geschlossen wurden oder nach Prioritäten impfen.

 

Inzidenzwert schießt durch die Decke

 

1000 Personen ungefähr ist das Contact Tracing Team (CTT) bei seiner Kontaktverfolgung momentan im Rückstand. Der Inzidenzwert schießt durch die Decke mit einem Vielfachen der bisherigen Spitzenwerte aus den vorhergehenden Wellen. Das Personal des CTT war bisher dem Bedarf angemessen, dann herrschte auch hier plötzlich Knappheit, da waren die Unterstützungstruppen der Bundeswehr schon lange wieder abgezogen. Entsprechend lange dauert es gerade, bis Menschen, die sich potentiell infiziert haben, informiert werden. Auf 40 Köpfe ist das CTT nun aufgestockt durch Stellenausschreibungen und Mitarbeiter des Landratsamtes, die ihre eigentlichen Aufgaben dafür liegen lassen müssen. Die Polizei ist wieder mit im Team und die Bundeswehr kommt wieder, hoffentlich.

 

Alle packen beherzt mit an. Manchem Bürger, mancher Bürgerin ist es vielleicht nicht genug. Doch das Landratsamt als untere Behörde kann nur innerhalb von Gesetzen und Regelungen handeln und nicht völlig frei entscheiden.

 

G wie gesunder Menschenverstand

 

Was kann die Bevölkerung dafür tun, damit diese Katastrophe irgendwann endet, damit aus der dramatischen Situation kein Drama wird? Eine ganze Menge: sich an AHA+L halten, auch wenn das niemand mehr hören kann, Kontakte reduzieren, auch wenn das kaum jemandem Freude bereitet, sich impfen und boostern lassen natürlich – und bei der Anmeldung Geduld aufbringen, wenn es mit der Terminbuchung unter https://impfzentren.bayern/citizen oder dem Anruf beim Callcenter des Freisinger Impfzentrums (montags bis freitags, 8 bis 15 Uhr, Telefon 08161/600-82692) nicht sofort klappt, sich auf der Impfwebseite des Landkreises www.ein-stich.de informieren. Außerdem: sich testen, was das Zeug hält, ganz gleich, ob geimpft oder ungeimpft. Antigenschnelltests stehen nun wieder allen kostenlos und täglich zur Verfügung.

 

Letzteres ist auch gerade den Alten- und Pflegeheimen empfohlen: Coronatests für alle, die dort leben oder ein- und ausgehen. Dennoch verweigern einige Besucher den Test. Stattdessen wartet so manch Angehöriger draußen vor dem Heim, so wird berichtet, um einen eigentlich besonders schutzbedürftigen Menschen für ein paar Stunden abzuholen und ihn damit dem bekannten Risiko auszusetzen. Schon häufen sich wieder die Coronafälle unter Bewohnern, vier Altenheime sind gerade betroffen, schon gibt es in Folge einige Tote.

 

G wie gesunder Menschenverstand: auch wenn die sich immer wieder ändernden Regelungen und Empfehlungen allen gerade den letzten Nerv rauben, braucht es ihn es jetzt mehr denn je.

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