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„Attraktive Bauwerke“ prämiert: Preisverleihung Wettbewerb „Gute Baugestaltung“

„Wir haben es heute mit schönen, attraktiven Bauwerken zu tun.“ Landrat Helmut Petz überreichte am Montag, 25. Juli, die Preise an die Gewinner des Wettbewerbs „Gute Baugestaltung“, den das Landratsamt zusammen mit der Kreishandwerkerschaft ausgelobt hatte. Es wurden Gebäude in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet, die Vorbildwirkung für andere Bauherren haben sollen.

 

Informationen zum Wettbewerb und Gewinnerplakate

 

„Es freut mich, dass so viele von Ihnen den Weg hierher gefunden haben“, sagte Kreisbaumeisterin Antonia Seubert. Der Große Sitzungssaal des Landratsamts Freising sei auch das richtige Ambiente für die Preisverleihung. „Es wäre uns zu schade gewesen, die Preise wegen Corona online zu verteilen“, so Seubert. Umso besser, dass Landrat und Kreisbaumeisterin in Zusammenarbeit mit Kreishandwerksmeister Martin Reiter die Plaketten und Urkunden persönlich übergeben konnten.

 

Der Landrat begrüßte die Gäste und erläuterte das Verfahren des Wettbewerbs, den es bereits seit mehr als 40 Jahren gibt. Eine Jury, bestehend aus Seubert, Reiter, Barbara Schelle (Stadtbaumeisterin Freising), Norbert Zanker (ehemaliger Kreisbaumeister und ehemaliger Stadtheimatpfleger Freising), Alik Rätzke (Mitarbeiter im Kreisbauamt), hatte aus den 40 Einsendungen zunächst eine engere Wahl zusammengestellt und dann bei einer Fahrt im Juni die Objekte besichtigt und die Sieger ausgewählt. „Es hat Spaß gemacht, den ganzen Tag durch den Landkreis zu fahren und dieses baukulturelle Engagement zu erleben.“

 

„Gute Baugestaltung ist in vielerlei Hinsicht nachhaltig“, sagte Landrat Petz. Ein architektonisch ansprechendes Gebäude „erfreut das Herz des Betrachters“. Ebenso wichtig wie die Optik sei es, bedarfs- und nutzergerecht zu planen. Heute gebe es allerdings einen weiteren sehr wichtigen Ansatz: Gebäude müssen energetisch wertvoll sein. Klimawende, steigende Energiepreise – das alles erfordert nachhaltiges Bauen: Baustoffe, Energieeinsparung und Energieerzeugung.

 

Die prämierten Gebäude werden in einer Wanderausstellung präsentiert, die von 26. Juli bis 30. September im Bauamt des Landratsamtes Freising (Altbau, 1.OG) gezeigt wird.

 

 

 

 

 

Die Gewinner in den einzelnen Kategorien mit Jurybegründungen

Einfamilienhaus, Ersatzbau in der traditionellen Hofstelle

Das prämierte landwirtschaftliche Wohnhaus von Gregor und Michaela Wild, der sog. „Schuastahof“, das von Lachner Bau entworfen und errichtet wurde, steht frei im Weiler Holzhäuseln, nicht weit südlich oberhalb von Hörgertshausen. Wie sein Vorgängerbau steht das Hauptgebäude quer zur Straße und schaut mit einem großen Zwerchgiebel auf die Straßenabzweigung. Eine Erweiterung mit Garagen und weiteren Nebengebäuden zu einem Hakenhof stärkt die Hofbildung des heute forstwirtschaftlich genutzten Schusterhofes.

 

Der Grundriss ist klar und einfach, in beiden Geschossen teilt der Fletz mit auch rückwärtigem Ausgang die einzelnen Funktionen klar voneinander. Ein helles Treppenhaus mit offenem Lift mittig dient der speziellen Familiensituation.

 

Überzeugt das Gesamterscheinungsbild innerhalb des Weilers, dienen auch die gewählten Materialien mit Mauerwerk, Kalkputz, Jurafliesen und Holz-Dielen, -treppen, -fenster und -türen der traditionellen Bauweise der Holledau. Das zeigt sich in der Farbgebung auch nach außen: weiße Putzflächen, das Rot der Ziegeldächer aufnehmende Putzbänder, Lisenen und Faschen, grüne Fensterläden.

 

Aus der Sicht der Jury ist diese Gebäude ein vorbildliches Bauwerk als Ersatzbau für ein land- oder forstwirtschaftliches Wohnhaus: innen gut funktionierend, das eigene Holz zur Energiegewinnung nutzend, außen selbstbewusst auftretend, aber ohne zu protzen oder aus dem Rahmen zu fallen.

 

Einfamilienhaus, Bauen im Bestand

Das prämierte landwirtschaftliche Wohnhaus des Holznerhofs in Altenhausen, das vom Architekturbüro Dantele grundlegend saniert wurde, ist für das Ortsbild neben und zusammen mit der Kirche das prägendste Bauwerk. Das gilt sowohl für innen als giebelständiger Endpunkt der abwärts darauf zulaufenden St. Valentins Straße vor der Kirche, als auch als weithin sichtbarer Querriegel für den Tüntenhausener Graben.

 

In einem 1. Bauabschnitt wurde der Wohnteil des Dreiseithofs generalsaniert ohne seine Grundstruktur mit einem mittleren Fletz zu zerstören. Gerade sein Wert wurde durch ein großes Fenster auf dem Halbpodest deutlich gesteigert.

 

Dem klaren Grundriss – auf der Südseite der wieder im Erdgeschoss zusammengefasste Küchen, Ess- und Wohnbereich, nördlich vom Fletz die durchs alte Milchstallgangerl erschlossenen Nebenräume -  entspricht die Ausbildung bis ins letzte Detail: weißer Putz, alte Holzbalken, Fenster und Türen aus Lärchenholz stehen ausgezeichnet zum grau eingefärbten Estrichboden.

 

Unterstützt durch Solartherme erfolgt die Wärmeversorgung vollständig durch eigenes Holz.

 

Großes Engagement der Bauherrn Carolin und Rudi Holzner bei so mancher Entbehrung während der Bauzeit und Begleitung durch fachkundige Architekten haben diese Sanierung eines zunächst gar nicht außergewöhnlich erscheinenden Bauwerks zu einem Vorbild für den sorgsamen Umgang mit unserer gewachsenen Baukultur auf dem Land werden lassen. Aus der Sicht der Jury handelt es sich hier um eine hervorragend gelungene Erneuerung unter gleichzeitigem Einsatz heutiger Möglichkeiten.

 

Denkmalsanierung

Der Handel prägt das Gesicht der Hauptstraße in Freising- das historische Straßenbild ist wertvolles Zeugnis vergangener Lebens-  und Arbeitsformen. Die Nutzungsmischung der Freisinger Innenstadt ist eine wesentliche Stärke. Die große Herausforderung ist es, die Werte zu bewahren, sie weiter zu pflegen und dennoch zeitgemäße Einzelhandel- und Gewerbeflächen zu ermöglichen. Mit der sorgfältigen Sanierung zweier hochwertiger, denkmalgeschützter Gebäude in der Unteren Hauptstraße aus dem 16. Jahrhundert ist das dem Architekten sehr gut gelungen.

 

Im Weiteren wird auf die Hausnummer 42 eingegangen, die als Wettbewerbsbeitrag eingereicht wurde. Das Gebäude wurde vom Büro Fiedler und Partner Architekten saniert, Bauherr ist Herr Fiedler.

 

Die Erdgeschosszone bietet Raum für eine Ladeneinheit, die im Innenraum modern reduziert und offen gestaltet ist. Das Schaufenster nimmt einen hohen Stellenwert ein, denn es ist Werbeträger und Kommunikationsmittel in einem. Wandpfeiler und Sockel gliedern die Erdgeschosszone in Schaufenster und Eingang. Die Formate sind auf die Obergeschosse abgestimmt. Fenster und Türrahmen sind mit geringer Laibungstiefe gesetzt. Im Detail auf die Fassade abgestimmt, sorgen sie für eine harmonische Gesamtansicht im Straßenbild und tragen zu einer positiven Außendarstellung des Ladens bei.

 

Aus Sicht der Jury ist dieses Gebäude beispielhaft für eine gelungene Sanierung eines Wohn - und Geschäftshauses.

 

Das Erscheinungsbild ist reduziert, jedoch eindrücklich kraftvoll und von schöner Materialität: Qualitätvolle Einfachheit verdient große Anerkennung!

 

 

Mehrfamilienhaus – Gemeinschaftliches Wohnen im ländlichen Raum

Die drei prämierten Mehrfamilienhäuser in Marzling sind Teil eines Ortsquartiers, das auf Privatinitiative der Familie Kriegelsteiner zusammen mit der Gemeinde Marzling auf einem ehemaligen Dorfacker im Innenbereich entwickelt wurde.

 

Die drei Gebäude nach dem Entwurf von Deppisch Architekten bilden den Auftakt zu dem neuen Quartier, das neben klassischen Wohnungen auch gemeinschaftliches Wohnen bietet. In dem prämierten Objekt gibt es 1-5 Zi. Wohnungen für verschiedene Generationen und Lebenssituationen, die alle barrierefrei erreichbar sind. Zusätzlich gibt es in den drei Dachgeschossen WGs für je 4-5 Personen – eigenständig nutzbare Apartments mit gemeinsamen Wohnraum und Balkon.

 

Die klare Architektursprache mit der durchdachten Erschließung über kurze Wege und Laubengänge, sowie die mit Lamellen verkleidete Fassade, die Privatsphäre schafft, aber gleichzeitig die Nachbarschaft durch die Durchlässigkeit einlädt, tragen maßgeblich zum Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens bei und unterstützen dies.

 

Das prämierte Objekt gibt herausragende Antworten auf die Fragen unserer Zeit – einerseits handelt es sich um eine äußerst gelungene Nachverdichtung im ländlichen Raum, andererseits prägen neue Wohnformen die Art der baulichen Nutzung.

 

Besonders gewürdigt wird von der Jury die qualitätvolle Architektur, die regionaltypische Bauweise aufnimmt und andererseits die Initiative des Bauherrn neue Wohnformen zu entwickeln und umzusetzen.  Auch die äußerst gelungene Nachverdichtung im ländlichen Bereich ist hervorzuheben.

 

Gewerbe, Handwerk und Wohnen

Das Wohnhaus mit Büro und Ausstellungsflächen befindet sich in Sünzhausen. Hier ist Bauherr Eduard Held Schreinermeister und Entwurfsverfasser zugleich.

 

Ein Bestandsgebäude musste weichen. Der Neubau wurde an gleicher Stelle errichtet und auch die Kubatur des Vorgängerbaus wurde beibehalten. Die alten Mauerziegel wurden behutsam abgetragen und fanden eine neue Verwendung in der Eingangshalle.

 

Die Eingangshalle zieht sich quer durch das Gebäude und teilt das Haus in seine zwei Funktionen: Gewerbe und Wohnen: Der zur Straße hin gerichtete Bereich dient der Ausstellung und Büro. Die privaten Wohnräume befinden sich im hinteren Bereich und öffnen sich zum Garten.

 

Schlicht und einfach fügt sich das Gebäude in sein Umfeld ein. Es versteht sich auch nur von selbst, dass das Haus eines Schreinermeisters viel Holz verwendet und so wurden die Fassaden mit senkrechten Lamellen verkleidet. Alles was störend wirken könnte, wird geschickt durch die Lamellenstruktur verkleidet und ein Garagentor fügt sich fast unsichtbar in die Fassade mit ein.

 

Die klare und gelungene Gestaltung, die Reduktion der verwendeten Materialien, sowie die Positionierung und das Einfügen in die Umgebung als Ersatzbau im ländlichen Kontext sind aus Sicht der Jury besonders hervorzuheben und dienen als Vorbild für Gebäude, die Wohnen und Handwerk unter einem Dach vereinen.

 

 

Öffentliches Bauvorhaben – Kommunaler Wohnungsbau, sozial und einfach

Die zwei prämierten Wohngebäude befinden sich am Bahndamm in Neufahrn, an der viel befahrenen Bahnverbindung München – Landshut, gegenüber vom S-Bahn Halt der Gemeinde Neufahrn.

 

Bei dem Entwurf des Büro 4, Wagner + Partner Architekten im Auftrag der Gemeinde Neufahrn, handelt sich um drei Gebäude, einen sog. sozialen Wohnungsbau, sowie ein Gebäude mit sog. Einfachwohnungen für den vorübergehenden Aufenthalt, die sich gemeinsam mit einem gegen den Lärm vorgelagerten Gebäuderiegel mit Nebenräumen und Carports um einen gemeinsamen Hof mit Spielplatz gruppieren.

 

Das Einfachwohnen ist geprägt durch eine klare Fassade mit bodentiefen Fenstern. Die Sozialwohnungen haben vorgelagerte Loggien, die die Fassade gliedern.

 

Die klare Architektursprache arbeitet einerseits die Abstufung zwischen den beiden Wohnformen heraus, andererseits bilden die Gebäude ein stimmiges Ensemble, das sowohl auf die bestehende Lärmthematik reagiert, aber auch das soziale Gefüge positiv beeinflusst.

 

Auch besticht aus Sicht der Jury die Qualität der Einfachwohnungen sowie der Sozialwohnungen, die trotz der reduzierten Grundrisse eine Wohnqualität erschaffen.

 

Das Objekt dient aus der Sicht der Jury als herausragendes Vorbild für kommunales Bauen im Bereich Einfach- und Sozialwohnungen.

 

Sonderpreis energiesparendes Bauen

Auf einem Grundstück mit Gartenstadtcharakter am Stadtrand von Freising steht ein kleines Holzhaus, das im Passivhausstandard errichtet wurde. Es nimmt die Maßstäblichkeit und die Charakteristik der vorhandenen Bebauung auf und entwickelt daraus ein eigenes Thema. Zwei große Öffnungen in der Südfassade rahmen die Aussicht auf den schönen Baumbestand im Garten.

 

Das Erscheinungsbild des Hauses, das vom Architekten Manfred Huber entworfen wurde und von ihm und seiner Frau bewohnt wird, wirkt auf den ersten Blick traditionell mit seinem 45 Grad geneigten steilen Dach. Doch das sorgfältig gestaltete Dach ist der Energiebringer: mit den Photovoltaikmodulen, einem Batteriespeicher und einer hocheffezienten Gebäudehülle erzeugt das Haus 3,6% mehr Energie als es verbraucht.

 

Auf einer Grundfläche von nur 80 Quadratmetern und einer Hausbreite von 6 Metern lässt es sich hier lichtdurchflutet und großzügig wohnen – ohne Heizung. Kennzeichen des Passivhauses ist seine besonders hohe Behaglichkeit bei minimalem Energieverbrauch. Geringer Energiebedarf bedeutet auch einen niedrigen Ausstoß an CO2, also mehr Klimafreundlichkeit und ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz.

 

Aus Sicht der Jury ist dieses Gebäude ein vorbildhaftes Beispiel für energiesparendes Bauen. Es zeigt, dass qualitätvolle Architektur und niedriger Energieverbrauch gut vereinbar und zeitgemäß sind.

 

Die sorgfältige Gestaltung von Photovoltaik, Ortgang, und Traufe verdient besondere Anerkennung.

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