„Die Energiewende tritt auf der Stelle. Wir müssen jetzt richtig Gas geben.“ Es waren eindringliche Worte, die bei der Solarkreisligafeier am 20. März in der Klosterbibliothek des Landratsamts Freising zu hören waren. Andreas Henze von der Solarregion Freisinger Land appellierte an die anwesenden – und auch an die nicht anwesenden – Bürgermeister und Gemeindevertreter, das Energiewendeziel 2035 fest im Blick zu haben. „In den Bereichen Wärmeversorgung und Verkehr haben wir nach wie vor immensen Aufholbedarf“, mahnte Landrat Josef Hauner.
72 Prozent des gesamten Stromverbrauchs werden im Landkreis über erneuerbare Energien erzeugt. „Damit stehen wir sehr gut da“, sagte der Landrat. Bundesweit sind es im Durchschnitt 38 Prozent. Und auch in punkto Elektromobilität ist der Freisinger Landkreis spitze. 476 Elektrofahrzeuge waren Ende 2018 angemeldet. 2017 waren es 323, 2016 erst 187.
Dass der Klimawandel dennoch real ist, das habe man im vergangenen Jahr wieder deutlich zu spüren bekommen, so Hauner. „2018 war global das viertwärmste Jahr – nach 2016, 2015 und 2017. Dieser Trend wird sich fortsetzen, wenn wir nicht gegensteuern. Die Ernteausfälle des letzten Sommers und die niedrigen Wasserstände auf Schifffahrtsstraßen mögen uns eine Vorstellung davon geben, vor welche Herausforderungen uns der Klimawandel stellen wird.“
Diese könnten nur gemeinsam angepackt werden, sagte Hauner. Um die Energiewende voranzutreiben, brauche es einen Konsens vor Ort zwischen Entscheidungsträgern und Bürgern. „Wir müssen den Bürgern das Gefühl geben, sich einbringen zu müssen und damit etwas bewirken zu können.“ Der Landkreis Freising stelle sich dieser Aufgabe mit verschiedenen Maßnahmen. Auf der neuen Realschule in Freising sei eine PV-Anlage installiert worden, es gebe ein Förderprogramm für Klimaschutzprojekte von Kindern und Jugendlichen sowie Planungen für Radschnellwege und eine Verlängerung der U-Bahnlinie 6, zählte der Landrat auf. Der Nahverkehrsplan werde fortgeschrieben, jährlich investiere der Landkreis mehr Geld in den ÖPNV.
„Wir reden seit 30 Jahren über Klimaschutz und Einsparungen, schaffen es aber nicht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren“, sagte Andres Henze. Um die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsste zweieinhalb Mal so viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, wie wir verbrauchen – Stichwort Sektorkopplung. Dazu brauche es jedoch deutlich mehr Zubau von Photovoltaikanlagen und Windrädern.
Vorzeigegemeinde Wang
Vorzeigegemeinde im Landkreis Freising ist Wang. Sie produziert im Verhältnis zum eigenen Verbrauch – wenn auch vorrangig über große Wasserkraftanlagen – nicht nur seit Jahren mit Abstand am meisten E-Strom (1164 %), sondern konnte während der Feier auch als Solarkreismeister in den Kategorien Zubau von PV und Thermie sowie Neuzulassungen von E-Fahrzeugen geehrt werden. Insgesamt zwölf der 24 Kommunen versorgen sich inzwischen selbst komplett über erneuerbare Energien. Die weiteren 100-Prozent-Gemeinden neben Wang sind Attenkirchen, Fahrenzhausen, Gammelsdorf, Haag, Hohenkammer, Kirchdorf, Kranzberg, Moosburg, Paunzhausen, Rudelzhausen und Zolling.
Als „vorzügliches Projekt, das einen Schritt in die richtige Richtung macht“, bezeichnete Prof. Ernst Schrimpff, Ehrenmitglied der Solarfreunde Moosburg, das Moosburger Baugebiet „Amperauen“, in dem keine fossilen Energieträger zugelassen sind. Bürgermeisterin Anita Meinelt erläuterte bei der Solarkreisligafeier die Planungen. „Think big – ein Quantensprung beim ÖPNV“ hieß der Vortrag von Raimund Becher (Solarfreunde Moosburg), Vorstand Martin Hillebrand stellte die Bürger Energiegenossenschaft Freisinger Land als Partner der Kommunen vor.
Neue Broschüre „Strom aus Erneuerbaren Energien“
Der Öffentlichkeit präsentiert wurde die nunmehr siebte Auflage der Broschüre „Strom aus Erneuerbaren Energien“. Darin sind alle Daten, Fakten und Informationen zur Energiewende im Landkreis Freising zu finden.