Seit 2023 wird auf einer rund 20 Hektar großen Ausgleichsfläche der Deutschen Bahn im Freisinger Moos ein innovatives Beweidungskonzept umgesetzt: Die extensive Beweidung mit Murnau-Werdenfelser Rindern und teilweise Schafen des landwirtschaftlichen Betriebs Bartl aus Sünzhausen.
Ziel dieses nachhaltigen Projekts ist es, die Biodiversität zu fördern, die Vegetationsstruktur zugunsten bodenbrütender Vogelarten wie dem Großen Brachvogel zu verbessern und zugleich den Moorbodenschutz zu stärken.
Bis 2014 wurde die Fläche als Mähgrasland genutzt, was zu eher nährstoffreichen und artenarmen Beständen führte. Im Rahmen des Bahnprojekts Erdinger Ringschluss – Neufahrner Nordkurve wurde durch gezielte Maßnahmen wie Initialansaaten mit regionalem Wildkräutersaatgut und Oberbodenabtrag in Teilbereichen die Grundlage für eine artenreichere Vegetation geschaffen.
Seit 2023 wird die Fläche auf Grundlage eines Pflegevertrags zwischen der Deutschen Bahn und dem Landschaftspflegeverband Freising e.V. nach einem gemeinsam abgestimmten Beweidungskonzept durch den ortsansässigen Betrieb Bartl extensiv bewirtschaftet. Diese Umstellung setzt wichtige Impulse für die weitere Entwicklung des Grünlands hin zu einem struktur- und artenreichen Lebensraum mit lichterer Vegetation – besonders wertvoll während der Brutzeit bodenbrütender Vogelarten.
Die Weidetiere sind bereits vor Beginn der Vogelbrutsaison im März auf der Fläche und bleiben bis nach dem Flüggewerden der Jungtiere und darüber hinaus auf der Fläche. Mit einer moderaten Besatzdichte von etwa 0,5 Großvieheinheiten pro Hektar werden Trittschäden und Überweidung vermieden, gleichzeitig wird die Pflanzengesellschaft durch die Beweidung auf natürliche Weise gepflegt und gefördert. Ein begleitendes Monitoring sorgt für eine bedarfsgerechte Anpassung des Beweidungsmanagements.
Die Beweidung durch den Betrieb Bartl als Bewirtschafter der Fläche wird dabei ergänzt durch die Mitarbeit des Landschaftspflegeverbands, der beispielsweise gezielt Einzelsamen ausbringt und zudem im Umfeld der Fläche Landschaftspflegemaßnahmen umsetzt (beispielsweise auf Flächen des Wasser- und Boden Verbands), die durch die Regierung von Oberbayern gefördert werden. Die Untere Naturschutzbehörde begleitet den gesamten Prozess und begrüßt die bisherige Entwicklung der Fläche. Durch die enge Kooperation aller Beteiligter wird sichergestellt, dass Naturschutz- und Moorbodenschutzmaßnahmen im gesamten Umgriff optimal ineinandergreifen.
Infotafeln aus Holz wurden aufgestellt, die dauerhaft vor Ort verbleiben und Naherholungssuchende sowie Bürgerinnen und Bürger umfassend über das Projekt und die Bedeutung der extensiven Beweidung für den Naturschutz und den Moorbodenschutz informieren.
Der Bruterfolg bestätigt die Wirksamkeit des Konzepts: Im Jahr 2025 konnte auf der Fläche ein Brachvogelpaar erfolgreich mehrere Jungtiere großziehen – ein ermutigendes Zeichen für die positive ökologische Wirkung der extensiven Beweidung auf die Zielarten des Projekts, wie bodenbrütende Vogelarten.
Damit setzt die Deutsche Bahn mit Unterstützung lokaler Partner ein vorbildliches Zeichen für den Naturschutz, den Moorbodenschutz und die Förderung regionaler Biodiversität in diesem sensiblen Gebiet. Die extensive Beweidung verbindet ökologisches Engagement mit nachhaltiger Flächennutzung und zeigt eindrucksvoll, wie kooperative Konzepte auch im Ausgleichsmanagement erfolgreich umgesetzt werden können.